Der Reichweitenchampion
Um die 100 Kilometer rein elektrisch und in Kombination mit dem Benziner bis zu 1.350 Kilometern. Mit dem Kombi Seal 6 DM-i Touring hat der chinesische Autobauer BYD einen Reichweitenchampion im Angebot.
Von Wolfgang Schäffer
Es sind vor allem Flottenkunden und Dienstwagenfahrer, die BYD mit dem Plug-in-Kombi in der Mittelklasse ansprechen will. „Doch wir sehen durchaus auch großes Potential bei Familien“, betont Lars Bialkowski, Geschäftsführer bei BYD Deutschland. Dabei hebt er das satte Platzangebot des 4,84 Meter langen, ohne Spiegel 1,88 Meter breiten und 1,51 Meter hohen Seal 6 Touring hervor. Eine Einschätzung, die nicht zu widerlegen ist.
Jede Menge Platz
Auf der Rückbank können es sich dank eines Radstands von 2,79 Metern selbst richtig groß gewachsene Personen bequem machen, ohne die Beine zu verbiegen. Und der Kofferraum ist mit einem Volumen von 675 Litern ebenfalls großzügig bemessen. Werden die im Verhältnis 60:40 geteilten hinteren Lehnen vorgeklappt, wächst der Stauraum auf einer ebenen Fläche auf 1.535 Liter. Ob Material für Kunden, Großeinkäufe, Urlaubsreisen mit der Familie oder bei der Fahrt zu zweit mit sperrigem Sportgerät – hier lässt sich so ziemlich alles problemlos verstauen.
Kombi als Deutschland-Baustein
„Wir sind sicher, dass der Seal 6 Touring, immerhin das inzwischen elfte BYD-Modell in Deutschland, für den hiesigen Markt ganz großer Baustein ist. Ein Kombi mit dieser Reichweite und zudem umfangreicher Ausstattung wird Kunden in allen Bereichen ansprechen“, ist Bialkowski überzeugt.
Umfangreiche Ausstattung
Dafür sollen auch die Gestaltung des Innenraums sowie die Ausstattung sorgen. Die verwendeten Materialien hinterlassen auf den ersten Blick einen wertigen Eindruck. Der Armaturenträger ist aufgeräumt, es gibt eine Vielzahl von Ablagen. Die Vordersitze sind elektrisch verstell- und beheizbar sowie zu belüftet. Das Lenkrad ist in der Höhe und Länge verstellbar. Es gibt unter anderem einen 15,6 Zoll Touchscreen, eine 360-Grad-Kamera, eine 50 W Ladeschale fürs Handy, Parksensoren vorne und hinten sowie ein großes Panorama-Glasschiebedach. Generell werden, laut BYD aus Effizienzgründen, 18-Zoll-Aluräder verbaut.
Fahrwerk auf Komfort ausgelegt
Nach der Testfahrt im Raum München über flott gefahrene Autobahnabschnitte, Landstraßen und im Stadtverkehr lässt sich der Optimismus des BYD-Geschäftsführers durchaus nachvollziehen. Fahrwerkstechnisch haben die Entwickler das Hauptaugenmerk auf den Komfort gelegt. Dementsprechend passiert der Seal 6 Touring souverän Bodenwelle oder ramponierte Straßenabschnitte.
Klassischer Kombi-Charakter
Und auch in flott anvisierten Kurven bleibt der Wagen in der Spur. Für allzu sportliche Fahrmanöver ist das Fahrwerk jedoch nicht straff genug abgestimmt und könnte die Lenkung ein wenig mehr Rückmeldung geben. Doch unterm Strich passt die Abstimmung absolut zum klassischen Kombi-Charakter.
Super-Hybrid-DM-Technologie
Beim Antrieb hat sich die eigentlich auf Elektro-Fahrzeuge spezialisierte Marke für einen Plug-in-Hybrid entschieden. In dem System spielen die beiden eingesetzten Elektromotoren allerdings die Hauptrollen. Super-Hybrid-DM-Technologie nennt BYD das vom Unternehmen entwickelte System, was dann auch zu dem noch sperrigen Namen Seal 6 DM-i Touring führt. Wie zu hören ist, soll das DM-i bald aus der Bezeichnung verschwinden.
156 kW Systemleistung
Im EV-Modus werden die Räder ausschließlich vom 145 kW (197 PS) starken Elektromotor angetrieben. Im HEV-Modus versorgt der 1,5-Liter Benzinmotor mit seinen bescheidenen 72 kW (98 PS) über einen Wechselrichter der zweiten E-Maschine die Batterie und den Elektromotor mit Strom. Wenn zusätzliche Leistung benötigt wird, wechselt der HEV-Modus von einer Serien- auf eine Parallelschaltung, Benzin- und Elektromotor treiben dann mit einer Systemleistung von 156 kW (212 PS) gemeinsam die Vorderräder an.
Arbeitsgeräusche erfreulich leise
Die Aktivierung des Verbrenners erfolgt fast unbemerkt. Lediglich der ansonsten flüsterleise Betrieb des Systems nimmt ein wenig an Lautstärke zu, bleibt aber immer noch sehr angenehm. Selbst die Windgeräusche sind bei der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde erfreulich niedrig. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 erledigt der Seal 6 Touring bei Bedarf in 8,5 Sekunden.
Akku im Unterboden mit 10 oder 19 kW
Der Strom wird in einer Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie gespeichert, die wie bei E-Autos im Unterboden verbaut ist. Angeboten wird der Kombi mit zwei Akkugrößen, 10 und 19 kWh, die erlauben laut BYD ein elektrische Reichweite von 50 oder 100 Kilometer. Die kleinere Batterie ist im Einstiegsmodell verbaut, das auf eine Gesamtleistung von 135 kW (184 PS) kommt. Während hier der WLTP-Verbrauch bei 4,8 Liter und 14,6 kWh liegt, sind es bei dem großen Akku fünf Liter und 16,4 kWh. Geladen werden kann mit einem 6,6-kW-Bordladegerät (beim Einstiegsmodell 3,3 kW) oder beim DC-Laden mit maximal 26 kW. 23 Minuten dauert es laut BYD beim Schnellladen, bis die Batterie von 30 auf 80 Prozent mit neuer Energie versorgt ist.
Kurzeitig drei, sonst zwei Versionen
Lediglich in der Einführungsphase haben die Kunden die Wahl zwischen drei Versionen. Die gibt es in lediglich vier Farben. Außer der Basisversion mit deutlich weniger Ausstattung und einem 12,8-Zoll-Screen zum Preis von 42.990 Euro gibt es anfangs noch einen Comfort lite, der sich lediglich aufgrund der Bildschirmgröße vom Comfort unterscheidet, dafür mit 48.990 Euro um 1.000 Euro preisgünstiger ist als die Spitzenvariante.
Attraktives Angebot
Unterm Strich hat der chinesische Autobauer, der bis zum Jahresende 120 und bis Ende nächsten Jahres 300 Standorte in Deutschland anvisiert, mit dem BYD Seal 6 Touring ein attraktives Angebot. Das gilt für das Platzangebot, die Ausstattung und vor allem natürlich für die enorme Reichweite. Unsere Testfahrt hat gezeigt, dass bei einem nicht allzu aktiven Gasfuß 1.200 Kilometer absolut realistisch sind.